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von Siegfried Gipp (Kommentare: 0)

Bei Telepolis findet sich zur Zeit gerade ein sehr interessanter Artikel unter dem Titel Polizeistaat USA . Sehr lesenswert.

Nun sind wir hier in Deutschland, nicht in den USA. Aber, wie die Erfahrung zeigt, Alles, was in den USA so an Unsinn ausgebrütet und praktiziert wird, schwappt etwas später über den Teich auch nach Deutschland. Anpassungsdruck in der Schule, das habe ich schon kennen gelernt, und das ist bereits ein paar Jahre her. Wie oft habe ich mir anhören müssen, ich müsse mich anpassen, die Lehrer säßen doch am längeren Hebel. Ich habe mich trotzdem nie angepasst. Dadurch habe ich es zwar bis heute schwerer als Andere, aber ich habe auch selber denken gelernt. Das lernt man nur, wenn man auch Fehler machen kann und darf. Und ich habe viele Fehler gemacht. Und ich mache auch heute noch viele Fehler. Und ich lerne heute noch.

Aus diesem Grund mag ich z.B. keine "Multiple Choice" Prüfungen. Ich finde dort jedes Mal Fragen resp. vorgegebene Antwortmöglichkeiten, die je nach Interpretation durchaus richtig oder falsch sein können. Aber diese Freiheit in der Interpretation hat man bei dieser Art von Prüfungen nicht. Ich habe mal bei einer Prüfung an der Uni bei solch einer Frage eine Antwortmöglichkeit angekreuzt, die aller Wahrscheinlichkeit als "falsch" gedacht war. Aber ich habe dazu geschrieben, wann und unter welchen Umständen die Antwort durchaus wahr werden kann. Ich vermute, dass der Professor das akzeptiert hat, denn ich habe diese Prüfung ziemich gut bestanden. Aber nur wenige Lehrer oder Professoren sind dazu in der Lage. In den meisten Fällen, besnders an der Schule, bekam ich zu hören, dass ich mir meine abstrusen Gedanken sonstwohin stecken könne.

Wenn das vor 40 Jahren schon so war, dann kann ich davon ausgehen, dass das heute noch schlimmer ist. Lernen erschöpft sich in der Anhäufung von Wissen. Denken lernen scheint irrelevant zu sein. Dabei lernt man gerade durch das Abweichen von der Norm am besten selber denken.

Für den Staat hat das natürlich den angenehmen Effekt, dass Kritik an der Regierung zunehmend undenkbar wird. Für die Wirtschaft hat das den kurzfristigen Vorteil, dass ein Heer an willigen Arbeitsdrohnen zur Verfügung steht. Innovation und Weiterentwicklung ist so allerdings nicht möglich. Heute beschwert sich die Industrie über fehlende Ausbildung von Lehrlingen. Aber das war doch genau das, was die Industrie wollte! Als die Schüler vor 10 bis 13 Jahren ihre Ausbildung begannen, gab es bestimmte Anforderungen seitens der Wirtschaft. Die Schüler wurden diesen Anforderungen entsprechend getrimmt. 13 Jahre später sind die Anforderungen anders. Selber denken haben die Schüler nie gelernt. Wie also sollten sie sich neuen Anforderungen anpassen können? Warum überhaupt sollten sie sich anpassen? Warum soltlen sie nicht neue Anforderungen definieren? Eine neue Gesellschaft nach ihrer eigenen Art aufbauen. Aber das würde eine Ausbildung erfordern, die sich eben nicht in der Optimierung für das Funktionieren in der Wirtschaft erschöpft. Dies würde eine Erziehung zu selbstständigen Persönlichkeiten erfordern. Das zu leisten ist unser Schulsystem nicht in der Lage.

Die Kinder von heute sind nicht dümmer als Kinder früher. Aber sie sind schlechter ausgebildet. Und wer hat sie ausgebildet?

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