Neues aus Rorkvell

Das ganz normale Chaos, täglich frisch auf den Tisch. Direkt aus der hintersten Provinz in die Metropolen von Groß-Blogistan.


  1. Sonntags areiten
  2. Bekloppt
  3. Kaputt
  4. Sprache
  5. Vergewaltigung
  6. Die Islamisten und die Christen
  7. Massenmord
  8. Der Mensch als Dienstleistungfunktion
  9. Und raus bist Du
  10. Klimawandel
  11. Bombige Salafisten
  12. Protestislam
  13. Ich twittere also bin ich
  14. Die Armee der Finsternis
  15. Orwell heute
  16. Nieten in Nadelstreifen
  17. Gefährliche Haustiere
  18. Christlich
  19. Blog geklaut
  20. Gelabelt
  1. Sonntags areiten

    Soll Sonntags gearbeitet werden? Das Bundesgericht hat gerade dagegen entschieden. Interessant ist, dass diese Frage überhaupt aufkommt.

    Warum soll denn Sonntags gearbeitet werden? Wenn der Grund nur die Profitmaximierung ist, bin ich strikt dagegen. Und bei Callcentern geht es auch nur um Profitmaximierung, im Wesentlichen auf Kosten der dortigen Arbeitssklaven.

    Bei Feuerwehr und Krankenhäusern sieht das anders aus. Gut, Krankenhäuser maximieren damit auch ihren Profit. Wobei ich es schlimm finde, dass ein Krankenhaus überhaupt Profit machen muss. Aber darüber hinaus haben Krankenhäuser auch eine Aufgabe zum Wohl der Menschen. Und das ist durchaus ein Grund.

    Wessen Wohl dient denn wohl ein Callcenter?

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  2. Bekloppt

    Facebook-User sind bekloppt. Jedenfalls meint Facebook das. Man muss nur die entsprechenden Aussagen von Facebook korrekt interpretieren. Bei Telepolis gibt es einen Artikel zu einer Sammelklage gegen Facebook Irland.

    Es wird bezweifelt, dass die Nutzer über die für eine Abtretung erforderliche Geschäftsfähigkeit verfügen – mit anderen Worten, Facebook hält die eigene Kundschaft für geistig umnachtet. Wie dieselben User damit den Nutzungsbedingungen von Facebook rechtlich wirksam zustimmen konnten - und damit Facebook die Nutzung der Daten erlauben – wird leider nicht erklärt. Möglich wäre natürlich auch, dass die Nutzer erst nach Beitritt zu dem sozialen Netzwerk massenhaft den Verstand verlieren – jedenfalls scheint das die Meinung von Facebook zu sein.

    Schöner hätte ich das auch nicht formulieren können. Glücklicherweise war ich nie bei Facebook und habe meinen Verstand daher noch.

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  3. Kaputt

    Diese Welt ist kaputt. Wir haben sie kaputt gemacht. Nach einem Bericht der Weltbank ist eine Erwärmung um 1.5° nicht mehr zu verhindern. Nun scheinen 1.5° nicht gerade viel zu sein, doch die Konsequenzen sind schlimm und teuer. Extreme Hitzewellen, Dürren, ein Einbruch der Lebensmittelproduktuktion um etwa 30%, Trinkwassermangel.

    Ich gehe mal davon aus, dass dieser Klimawandel das Artensterben noch mal beschleunigt. Das wiederum dürfte die Landwirtschaft noch mehr belasten. Wir steuern also schnurstracks auf eine Katastrophe zu.

    Theoretisch ist eine Begrenzung auf +1.5° bis 2100 machbar. Aber theoretisch war es auch machbar, die Klimaerwärmung gänzlich zu vermeiden. Was theoretisch machbar ist, wird erfahrungsgemäß noch lange nicht gemacht, wenn es nicht direkt und kurzfristig Gewinn bringt. Und hier geht es nicht um kurzfristigen Gewinn. Es geht erst einmal um die Vermeidung von immensen Schäden, auch finanziellen. Aber es wird wohl wieder so sein wie immer: Gewinne werden privatisiert, Verluste werden sozialisiert. Also anders gesagt: So lange die Superreichen durch Klimaschädigung weiter Gewinne machen können, wird so weiter gemacht wie bisher. Und wenn dann die Schäden da sind, werden wir Alle sie tragen müssen. Die Rechnung kommt noch, und der Preis, den wir zu zahlen haben, wird extrem hoch sein.

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  4. Sprache

    In der TAZ habe ich einen schönen kleinen Artikel gefunden über Sprache. Hauptsächlich geht es in dem Artikel um die kleinen Fehler, die praktisch jedem Schreiber unterlaufen. Zum Glück kommt der Artikel ohne erhobenen Zeigefinger aus, stattdessen wird mit leiser Ironie die Begrenztheit menschlicher Vollkommenheit demonstriert.

    Sehr schön finde ich den Gedanken des Schriftstellers Samuel Johnson:

    Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken.

    Das hieße, der Gedanke entsteht zuerst, und wird dann in Sprache "gekleidet". Etwas, das so nicht meiner Erfahrung entspricht. Denken ohne Sprache funktioniert nur sehr begrenzt. Sprache macht Gedanken konkret und sorgt dafür, dass aus der Sprache wieder neue Gedanken entstehen. Sprache ist direkt beteiligt, wenn es um die Erschaffung neuer Gedanken geht. Insbesondere dann, wenn diese Gedanken über die Repräsentation der direkt erlebbaren physischen Welt hinausgehen, wenn der Denker sich also z.B. mit abstrakten Konzepten befasst. Ohne Sprache undenkbar, auch im engeren Sinn des Wortes.

    Sprache ist nur dann die Kleidung der Gedanken, wenn es um die Formulierung von Grundbedürfnissen und die Abbildung der physischen Welt geht. Ob man Dinge wie Essen, Wärme, Sex als Gedanken versteht, oder als eine Vorstufe davon, mag Geschmackssache sein. Ich denke nicht, dass eine wertende Unterscheidung hier besonders sinnvoll ist. Aber das, was darüber hinausgeht, lebt von der sprachlichen Umsetzung, von der Formulierung. Beides bedingt und befruchtet sich gegenseitig.

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  5. Vergewaltigung

    In der TAZ steht heute ein interessanter Kommentar zu sexueller Gewalt.

    Das Problem bei Vergewaltigungen ist nicht die Frage, ob sie stattgefunden haben, sondern ob sie geahndet werden.

    Dem kann ich so nicht zustimmen. Ich kann ihre Argumente durchaus nachvollziehen. Und im Fall einer tatsächlichen Vergewaltigung ist eine Ahndung noch immer problematisch (vorssichtig ausgedrückt). Trotzdem: Es ist durchaus möglich, dass eine Vergewaltigung einfach nur vorgetäuscht oder behauptet wird. Es ist also sehr wohl eine Frage, ob die Vergewaltigung stattgefunden hat. Ich denke, auch, wenn an dem Artikel viel dran ist, Heide Oestreich macht es sich etwas zu einfach. Angesichts der vielen tatsächlich stattfindenden Vergewaltigungen und wenigen Bestrafungen verständlich, aber richtig ist es trotzdem nicht.

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  6. Die Islamisten und die Christen

    Bei Telepolis ist derzeit ein Artikel zu lesen über die Islamisten, speziell der Ausprägung IS, und deren Verhältnis zu Frauen. Grundsätzlich halte ich den Gedanken, dass hier verunsicherte Männer aus Angst vor Frauen ihre einstige Dominanz per Gewalt wiederherstellen wollen, für durchaus möglich. Aber in einem anderen Punkt hat hat der Author Florian Rötzer einen schlimmen Fehler gemacht:

    Besonders Frauen mit guter Bildung scheinen im Visier zu stehen. Mit Bildung, Aufklärung, Emanzipation und Reflexion haben es die Islamisten sowieso nicht, die wie die Bibelgläubigen einfach nur die Umsetzung des einmal Geschriebenen verlangen, also den Gehorsam gegenüber dem, was jeweils als Gott gegeben definiert wird.

    Hier werden Bibelgläubige nicht nur mit den Terror-Islamisten in einen Topf geworfen, ihnen wird auch Bildungsferne oder Bildungsverweigerung vorgeworfen, sowie die Weigerung, selbst zu denken. In der Bibel, die der Author offenbar nicht im Geringsten kennt, heisst es: Drum prüft aber Alles, und das Gute behaltet. In der Bibel wird also dazu aufgefordert, selbst zu denken. Diese geforderte Prüfung hat sehr viel mit Reflexion zu tun. Ein im Sinne des Wortes Bibelgläubiger ist also eher das Gegenteil eines Imam- und Fatwa-hörigen Islamisten.

    Natürlich gibt es auch angebliche Bibelgläubige, die in aller Regel die Bibel höchstens von aussen kennen. Diese glauben nicht an das, was in der Bibel steht (da sie ja gar nicht wissen, was da drin steht), sondern das, was ihnen irgend eine selbsternannte Autorität vorgibt. Das hat aber mit Bibelglauben nicht das Geringste zu tun.

    Die Angst der Männer vor neuen Beziehungen mit den Frauen scheint größer als der Tod zu sein. Lieber sprengt man sich in die Luft, als gleichberechtigt mit unverhüllten Frauen umzugehen, die kein persönlicher Besitz sind. Eigentlich ziemlich erbärmlich, wenn dies nicht so brutal ausagiert würde, was aber wieder nur die Schwäche der salafistischen Männer belegt.

    Das ist vielleicht gar nicht so falsch. Auch, wenn es eine etwas eindimensionale Sicht der Dinge ist. Und, was sicherlich auch stimmt, und was in diesem Beitrag mitschwingt: Probleme mit den Geschlechterrollen gibt es hier im Westen auch. Wer an Christus glaubt, kann damit umgehen. Auch, wenn dieser Umgang nicht notwendigerweise dem entspricht, was sich Feministinnen vom Schlage einer Alice Schwarzer vorstellen. Das zweite Gebot, das laut Christus in seiner Bedeutung gleich nach dem ersten kommt, sagt: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Mit dem Nächsten ist nicht ausschließlich Jemand des gleichen Geschlechts gemeint. Für einen Christen ist es eine Selbstverständlichkeit, eine Frau genau so zu achten und zu lieben wie sich selbst. Und für eine Christin ist es ebenso eine Selbstverständlichkeit, einen Mann genauso zu achten und zu lieben wie sich selbst. Auch, wenn diese Vorstellung manchen Feministinnen ein Graus ist.

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  7. Massenmord

    Der IS ruft zum Massenmord auf. Nach einer Rede von Abū Muhammad al-‘Adnānī ash-Shāmī sollen die "Rechtgläubigen" alle Andersgläubigen töten, wo, wann und wie auch immer. Es wird den Anhängern des IS sogar mit der Hölle gedroht, falls sie es nicht tun oder nicht erfolgreich sind:

    Dein Vorsatz soll sein: "Es könnte passieren, dass ich nicht verschont werde, wenn der Anhänger des Kreuzes und der Gesetze, die Menschen gemacht haben (taghūt), überlebt."

    Nun haben wir auch hier in Deutschland reichlich Anhänger des IS. Wenn diese die Aufforderung zum Massenmord ernst nehmen, dann müssten sie jetzt losziehen und wahllos Menschen töten. Das dürfte nach hinten losgehen, denn dann werden wir uns verteidigen. Und das wiederum wird zu anderen Problemen führen. Ob es so weit kommen wird, dass wir Jeden, der einen Vollbart trägt, vorsorglich erschießen? Dann hätten wir unseren Rechtsstaat selbst kaputt gemacht.

    Andererseits, wenn die Salafisten den IS nicht ernst nehmen und nicht Amok laufen, könnte das dazu führen, dass sie endlich zur Vernunft kommen. Wir werden sehen, was die nächste Zeit bringen wird.

    Der IS ist wie eine Hydra: Schlägt man einen Kopf ab, wachsen zwei neue nach. Selbst, wenn es gelingen sollte, den IS komplett auszurotten, werden andere ähnliche Organisationen ihren Platz einnehmen. Wie bekämpft man so Etwas?

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  8. Der Mensch als Dienstleistungfunktion

    Bei Telepolis gibt es zur Zeit einen sehr interessanten Artikel über die Art, wie wir den Wert eines Menschen ermitteln. Dieser Wert wird ja heute direkt mit dem monetären Ertrag gleichgesetzt, den dieser mensch erzielt. Dass es eigentlich anders sinnvoller wäre, das wird heute völlig ausgeklammert.

    In einigen Jahren werde ich in Rente gehen. Dann ist für mich der Zwang zu monetärer Rendite vorbei. Dann werde ich in der Lage sein, sowohl "einfach nur mal zu sitzen" als auch Hobbies nachzugehen, die vielleicht, wahrscheintlich aber eher nicht, eine monetäre Rendite abwerfen. Und trotzdem wird mein Wert dann unabhängig von dieser Rendite sein.

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  9. Und raus bist Du

    Wie Stefan Niggemeier berichtet, fängt das Leistungsschutzrecht an zu wirken. Und zwar so, wie vorhergesagt: Die entsprechenden Erzeuger von geschützten Inhalten werden bei Suchmaschinen ausgelistet. Das ist konsequent und richtig.

    Bislang listen allerding nur kleine Suchmaschinen diese Angebote aus. Ein Effekt wird wahrscheinlich minimal sein.

    Sollte Google diese Erzeuger auslisten, wird es andere probleme geben. Nach Meinung der Verlage soltle Google dazu verpflichtet werden, die geschützten Inhalte weiter anzuzeigen, und dafür zu zahlen. Das ist ungefähr so, als würde Jemand eine neue Pizza auf den Markt bringen, die ich absolut nicht haben will, aber ich werde trotzdem dazu per Gesetz gezwungen, diese Pizza zu kaufen. Marktwirtschaft geht anders.

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  10. Klimawandel

    Laut einem Bericht der Telepolis erreichte der CO2 Gehalt 2013 einen neuen Rekord. Anstatt also den Klimawandel zu bekämpfen und vielleicht zu begrenzen heizen wir den Klimawandel buchstäblich immer mehr an.

    Wir wissen ohne jeden Zweifel, dass sich unser Klima ändert und dass das Wetter extremer wird… Wir müssen den Trend umkehren, indem wir die Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen senken.

    Das ist ein Irrtum. Wenn wir die Emissionen senken, bedeutet das nicht eine Umkehrung des Trends, sondern lediglich eine Verlangsamung. Selbst eine Reduktion auf Null würde den Trend noch nicht umkehren, sondern bestenfalls stoppen. Erst eine Entfernung des bereits in der Luft vorhandenen Treibhausgases würde den Trend tatsächlich umkehren. Aber davon sind wir unendlich weit entfernt. Bislang setzen wir Alles daran, die zu erwartende Katastrophe so katastrophal wie möglich werden zu lassen.

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  11. Bombige Salafisten

    Zur Zeit läuft gerade der Prozess gegen die Bomben-Salafisten vom Bonner Hauptbahnhof. Bei Telepolis gibt's derzeit einen Artikel dazu. Interessant ist einer der Kommentare:

    Ich werde nie verstehen wie Erwachsene [...] Ernsthaft glauben können sie müssten für einen Gott irgend etwas erledigen oder sogar seine Feinde töten. Warum macht dieser Gott das nicht selbst?

    Das ist gar nicht so schwer zu verstehen, aber es beleuchtet den zentralen Unterschied des christlichen Glaubens gegenüber allen anderen Religionen. Der Glaube, man müsste für seinen Gott Irgendwas erledigen, kommt von dem Glauben, damit bei diesem Gott irgendwelche Pluspunkte zu ergattern. Etwas präziser: Durch Taten erwirbt man sich ein Aufenthaltsrecht im jeweiligen Paradies.

    Im christlichen Glauben ist das ganz und gar anders. Kein Mensch kann sich ein Aufenthaltrecht im Paradies erwerben. Das kann alleine Christus. Und Niemand sonst. Und dieser Christus hat sich dieses Recht nicht nur für sich selbst, sondern auch für seine "Angehörigen" erworben. Christlicher Glaube ist nun nichts Anderes, als diesem Christus zu vertrauen.

    An diesem Punkt unterscheiden sich auch die sogenannten christlichen Kirchen von der Gemeinde Christi. Die krasseste Form des Erwerbs des Aufenthaltsrechts im Paradies ist ja der Erwerb durch Zahlung von Geld. Das, was Luther seinerzeit anprangerte und verurteilte. Aber auch das Erwerben durch Einhalten von Ritualen oder bestimmten Äusserlichkeiten ist der gleiche Murks.

    Für einen Christen ist daher die Vorstellung, sich die Erlösung durch irgendwelche Taten zu erwerben, absurd. Hieran kann man echte Christen von nur vorgeblichen "Christen" recht gut unterscheiden.

    Aber es geht noch weiter.

    Gott hat entschieden, die Dinge so zu tun, wie er sie tut. Er hat die nötige Kompetenz dazu. Wenn wir nun hergehen und seine Entschlüsse torpedieren, indem wir ihm ins Handwerk pfuschen, dann ist das ein direkter Affront gegen ihn. Es ist die gleiche Sünde, wie sie schon der Satan begangen hat: Er hat sich gegen Gott aufgelehnt, weil er glaubte, besser zu sein als Gott. Wenn wir Gottes Wege torpedieren, indem wir anfangen, das zu tun, was wir für richtig halten, und das womöglich noch in seinem Namen, dann bedeutet das ja wohl, dass wir glauben, wir seien besser als Gott.

    Um zum Thema zurück zu kommen und das eben Gedachte auf diese Salafisten anzuwenden: Wenn Allah entschieden hat, diese Menschen im Bonner Hauptbahnhof nicht umzubringen, für was halten sich diese Salafisten, die glauben, Allah korrigieren zu müssen? Sie stellen sich über Allah, treffen eigene Entscheidungen im Namen Allahs, missbrauchen so seinen Namen, und tun Dinge, die Allah, zumindest zur Zeit, nicht tut. Sie begehen damit die Sünde des Satans, sich selbst über Gott zu stellen.

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  12. Protestislam

    In der TAZ steht momentan eine gute Analyse darüber, wie es zum IS (Islamischer Staat) kommen konnte, resp. wie gerade auch europäische Jugendliche dort hineingeraten. Ich habe momentan nicht die Zeit für einen ausführlichen eigenen Artikel dazu, vielleicht später. Aber der Artikel ist sehr lesenswert.

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  13. Ich twittere also bin ich

    Beziehungsweise: Ich twittere nicht, also bin ich nicht? Jedenfalls scheint das so zu sein, wenn man den Artikel bei Telepolis liest. Dass Jeder seine Meinung der ganzen Welt präsentieren kann, finde ich ja sehr gut. Ich nutze das ja auch. Aber eben nur hier, nicht bei Twitter.

    Dass aber Jeder glaubt, die ganze Welt würde das auch lesen, dieser Gedanke ist schon amüsant.

    Für solche Fantasmen sind Analysen oft Gift.

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  14. Die Armee der Finsternis

    Endlich haben sich führende islamische Geistliche dazu durchgerungen, die Armee der Finsternis, die sich selbst "Islamischer Staat" nennt, zu verurteilen. Es wurden sogenannte Fatwas erlassen. Auch aus Indien, Ägypten und Jordanien gibt es ähnliche Fatwas. Was mich etwas erstaunt, ist, dass es eine ähnliche Fatwa auch aus dem Umkreis von Al Qaida geben soll. Dabei steht diese Organisation doch dem IS deutlich näher als dem sonstigen Islam.

    Ich habe zwar gewisse leichte Vorbehalte gegen die Behauptung, der Islam stehe (laut Koran) für Freundlichkeit, Fairness, Glaubensfreiheit und Koexistenz. Aber es ist gut und richtig, wenn der heutige moderne Islam sich dazu bekennt. Ein solcher Islam ist in einer säkularen und demokratischen Gesellschaft wie unserer genauso willkommen wie jede andere Religion, die unser Grundgesetz respektiert. Ein "Islam" wie der des IS muss mit allen Mitteln bekämpft werden.

    Allerdings sollte ich wohl noch ergänzen, dass auch selbsternannte "Christen", die mit Christus Nichts zu tun haben und nur Fremdenhass und Moral predigen, ebenfalls bekämpft werden müssen. So lange diese Pseudo-Evangelikalen selber keine Gewalt anwenden, sollten sie auch mit politischen Mitteln bekämpft werden.

    Ich bin selbst evangelikaler Christ. Ich bin Christ, weil ich zu Christus gehöre, und ich bin evangelikal, weil ich das Evangelium, d.h. die gute Nachricht, dass Christus uns erlöst, gerne weiter gebe. Das, und nur das macht einen evangelikalen Christen aus, nichts Anderes. Wer Anderes predigt, ist kein Christ.

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  15. Orwell heute

    Bei Telepolis findet sich zur Zeit gerade ein sehr interessanter Artikel unter dem Titel Polizeistaat USA. Sehr lesenswert.

    Nun sind wir hier in Deutschland, nicht in den USA. Aber, wie die Erfahrung zeigt, Alles, was in den USA so an Unsinn ausgebrütet und praktiziert wird, schwappt etwas später über den Teich auch nach Deutschland. Anpassungsdruck in der Schule, das habe ich schon kennen gelernt, und das ist bereits ein paar Jahre her. Wie oft habe ich mir anhören müssen, ich müsse mich anpassen, die Lehrer säßen doch am längeren Hebel. Ich habe mich trotzdem nie angepasst. Dadurch habe ich es zwar bis heute schwerer als Andere, aber ich habe auch selber denken gelernt. Das lernt man nur, wenn man auch Fehler machen kann und darf. Und ich habe viele Fehler gemacht. Und ich mache auch heute noch viele Fehler. Und ich lerne heute noch.

    Aus diesem Grund mag ich z.B. keine "Multiple Choice" Prüfungen. Ich finde dort jedes Mal Fragen resp. vorgegebene Antwortmöglichkeiten, die je nach Interpretation durchaus richtig oder falsch sein können. Aber diese Freiheit in der Interpretation hat man bei dieser Art von Prüfungen nicht. Ich habe mal bei einer Prüfung an der Uni bei solch einer Frage eine Antwortmöglichkeit angekreuzt, die aller Wahrscheinlichkeit als "falsch" gedacht war. Aber ich habe dazu geschrieben, wann und unter welchen Umständen die Antwort durchaus wahr werden kann. Ich vermute, dass der Professor das akzeptiert hat, denn ich habe diese Prüfung ziemich gut bestanden. Aber nur wenige Lehrer oder Professoren sind dazu in der Lage. In den meisten Fällen, besnders an der Schule, bekam ich zu hören, dass ich mir meine abstrusen Gedanken sonstwohin stecken könne.

    Wenn das vor 40 Jahren schon so war, dann kann ich davon ausgehen, dass das heute noch schlimmer ist. Lernen erschöpft sich in der Anhäufung von Wissen. Denken lernen scheint irrelevant zu sein. Dabei lernt man gerade durch das Abweichen von der Norm am besten selber denken.

    Für den Staat hat das natürlich den angenehmen Effekt, dass Kritik an der Regierung zunehmend undenkbar wird. Für die Wirtschaft hat das den kurzfristigen Vorteil, dass ein Heer an willigen Arbeitsdrohnen zur Verfügung steht. Innovation und Weiterentwicklung ist so allerdings nicht möglich. Heute beschwert sich die Industrie über fehlende Ausbildung von Lehrlingen. Aber das war doch genau das, was die Industrie wollte! Als die Schüler vor 10 bis 13 Jahren ihre Ausbildung begannen, gab es bestimmte Anforderungen seitens der Wirtschaft. Die Schüler wurden diesen Anforderungen entsprechend getrimmt. 13 Jahre später sind die Anforderungen anders. Selber denken haben die Schüler nie gelernt. Wie also sollten sie sich neuen Anforderungen anpassen können? Warum überhaupt sollten sie sich anpassen? Warum soltlen sie nicht neue Anforderungen definieren? Eine neue Gesellschaft nach ihrer eigenen Art aufbauen. Aber das würde eine Ausbildung erfordern, die sich eben nicht in der Optimierung für das Funktionieren in der Wirtschaft erschöpft. Dies würde eine Erziehung zu selbstständigen Persönlichkeiten erfordern. Das zu leisten ist unser Schulsystem nicht in der Lage.

    Die Kinder von heute sind nicht dümmer als Kinder früher. Aber sie sind schlechter ausgebildet. Und wer hat sie ausgebildet?

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  16. Nieten in Nadelstreifen

    Unter diesem Titel ist vor einiger Zeit mal ein Buch erschienen. Der Titel fasst den Inhalt des Buches kurz und treffend zusammen. Jetzt hat auch ein Gericht geurteilt, dass diese Bezeichnung den Tatsachen entspricht:

    Obwohl die Prozesse mild enden, sind sie letztlich eine Bankrotterklärungen für die Banker. Ihnen wird amtlich bescheinigt, dass sie zu dumm für ihren Job sind – und deswegen nicht haftbar.

    Es geht hier um die Prozesse wegen Untreue gegen die Manager der BayernLB. Die genialen Geschäfte dieser Manager haben den Steuerzahler 3 Milliarden Euro gekostet. Das ist Geld, das ich natürlich so nebenbei in der Hosentasche habe. Und es ist eine Kleinigkeit, verglichen mit dem, was die Hypo Real Estate den Steuerzahler gekostet hat.

    Nun ja, so viel zu Managern. Und wie sieht es mit Politikern aus?

    „Keine Bank, kein Bankplatz und kein Bankprodukt soll unreguliert bleiben.“ Dieser Spruch stammt nicht etwa von Globalisierungs-kritikern, sondern von den G-8-Regierungschefs. Doch leider folgten keine Taten.

    Nieten also nicht nur in Nadelstreifen. Es ist ja nicht nur so, dass die Politiker gar Nichts tun. Von den Politikern werden ja genau diese Nieten in Nadelstreifen rekrutiert, um die aktuelle Krise zu bewältigen. Anlässlich des Besuchs Merkels in Spanien berichtet Telepolis, dass Merkel Luis de Guindos als Euro-Gruppenchef vorschlägt. Luis de Guindos, das ist der Manager der Pleitebank Lehman Brothers. Die Pleite hat er wirklich gut hingekriegt. Anscheinend ist erwünscht, dass Europa genau so grandios pleite geht. Oder weshalb sonst hat man ausgerechnet ihn zum Hüter des Euros auserkoren?

    Und wir? Nun, wir zahlen, und wir wählen. Wir wählen Merkel, die unbedingt Europa in die Pleite treiben will, und wir wählen Gabriel, der die Energiewende unbedingt kippen will. Anscheinend sind wir auch Nieten.

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  17. Gefährliche Haustiere

    Das Halten von Krokodilen oder Giftschlangen in privaten haushalten finde ich reichlich bekloppt. Ähnlich äussert sich aktuell die TAZ:

    Gerade Reptilien würden allzu oft von unerfahrenen Haltern erworben, sagt Mackensen. Von artgerechter Haltung könne häufig kaum die Rede sein. Allzu oft sei viel zu wenig über die Bedürfnisse der Tiere bekannt.

    Stimmt. Aber wenn man diesen Gedanken konsequent zu Ende denkt, müsste auch das Halten von Hunden weitgehend verboten werden. Wie viele Hunde werden gehalten von Menschen, die von Hunden keine Ahnung haben. Und Hunde sind nun mal Raubtiere und damit potentiell gefährlich. Selbst Katzen können u.U. gefährlich werden. Pferde ebenfalls, auch, wenn diese nicht zu den Raubtieren gehören.

    Bei Pferden gibt es immerhin das Reiterabzeichen, das zumindest Grundkenntnisse in der Pferdehaltung bescheinigt. Für Hunde könnte man Ähnliches einführen. Ob das auch für Katzen möglich und/oder notwendig ist, weiss ich nicht.

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  18. Christlich

    Die TAZ mosert über AfD und CDU. Kann ich ja grundsätzlich durchaus mit. Nur Titel und Tenor gefallen mir nicht: Christlich, extrem, antieuropäisch: Rechte Graswurzeln.

    Das ist sowohl eine missbräuchliche Verwendung des Begriffs Christlich, als auch eine unlautere Herstellung einer Verbindung zwischen Christen und Extremen und Nationalisten. Christlich hat per Definition Etwas mit Christus zu tun. Alles, was nicht mit Christus zu tun hat, ist nicht christlich. So einfach ist das. Man kann das, was die AfD und Ähnliche vertreten, eventuell mit Begriffen wie Humanismus bezeichnen. Vermutlich stehen aber eher andere Interessen dahinter. Wie auch immer, christlich ist es nicht, denn es hat mit Christus nicht das Geringste zu tun.

    Auch Kirche hat nicht unbedingt Etwas mit Christus zu tun. Oft genug werden in Kirchen eher sogenannte moralische Werte gepredigt anstatt Christus. Ich habe Nichts gegen moralische Werte, aber wenn diese im Zentrum stehen, dann ist das nicht christlich. Dann ist das vielleicht moralisch. Ob gerechtfertigt oder nicht, ob gut oder schlecht, lasse ich mal dahingestellt. Aber christlich bedeutet, dass Christus im Mittelpunkt steht. Und nicht eine von wem sonst auch immer vorgegebene Moral.

    Ansonsten teile ich die Besorgnis der TAZ, dass hier eine neue extreme Rechte entsteht, und ich lehne deren unchristliche Moralvorstellungen ab. Aber die Behauptung, diese höchst unchristliche Moral wäre christlich muss ich genauso ablehnen. Diese neue Rechte schmückt sich gerne unberechtigterweise mit dem Etikett christlich, um ihre höchst unchristlichen Ziele leichter zu erreichen. Und die TAZ leistet dem auch noch Vorschub.

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  19. Blog geklaut

    Wie die TAZ berichtet, wurden in letzter Zeit ganze Blogs geklaut. Genauer, es wurde Klone davon erstellt, meist einfach mit gleichem Namen und anderer Top-level Domain. Also aus www.mein_tolles_blog.de wurde z.B. www.mein_tolles_blog.com. Der Zweck scheint zu sein, auf dem kopierten Blog Werbung schalten zu können.

    Als Erstem ist dies dem Niedblog aufgefallen. Dort ist auch eine Anleitung zu finden, wie man herausfindet, ob das eigene Blog betroffen ist. Meines scheint bislang nicht betroffen zu sein, was wohl einerseits darauf zurückzuführen ist, dass mein Blog sehr unbedeutend ist, und andererseits darauf, dass ich kein CMS und keine Blogsoftware verwende, sondern meine eigene, selbstgebastelte Software, die ausser mir wohl Niemand sonst hat.

    Ich werde zwar in Zukunft ab und zu auf Checkdomain prüfen, ob die Domain noch frei ist, aber aktuell ist da noch Alles frei, und damit nicht geklont. Aber wer immer ein etwas bedeutenderes Blog betreibt, sollte dort regelmäßig prüfen.

    Es geht ja nicht nur um entgangene Werbeeinnahmen. Es geht auch darum, dass hier jemand sich die Möglichkeit schafft, im Namen anständiger Blogger jede Menge Mist zu verbreiten und damit diese Blogger in den Dreck zu ziehen. Mir ist Identitätsdiebstahl schon mehrmals, wenn auch jedes Mal wenig spektakulär, passiert. Trotzdem war es jedes Mal Scheisse.

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  20. Gelabelt

    Facebook markiert seit Neuestem satirische Artikel (und Kommentare?) als Satire. Viele Facebook Nutzer waren es wohl leid, immer wieder auf satirische Artikel reinzufallen und den Spott der Satireversteher zu ertragen. Man könnte dieses Phänomen mit den Worten des kürzlich verstorbenen Scholl-Latour beschreiben: "Wir leben in einer Zeit der Massenverblödung". Nun ja, vielleicht greift das zu kurz. Ein Faktor ist sicher auch die durch das Internet hervorgerufene "Sofort-und-jetzt" Kultur, bei der es sich Niemand erlaubt, für das Verständnis eines Textes Zeit aufzuwenden. Anstatt einen Text erst einmal zu registrieren und wirken zu lassen, und ein paar Tage darüber nachzudenken, explodiert der verärgerte Leser sofort und muss diese Explosion auch gleich Jedem mitteilen. So Etwas kann nun einmal nach hinten losgehen.

    Davor sind selbst eingefleischte Kommentatoren des Satiremagazins Der Postillon nicht gefeit. Ich erinnere mich an einen Kommentator, dessen Kommentare zunächst so schienen, als hätte er den Artikel nicht oder falsch verstanden. Ich machte damals einen ganz kleinen bescheidenen Witz, sozusagen als Versuchsballon. Er reagierte auf den Witz seinerseits mit einem ähnlichen Witz. Im Laufe des Tages stellte sich immer mehr heraus, dass er einfach die Kommentatoren auf den Arm nahm. Und das so gekonnt, dass es kaum Jemand gemerkt hat. Schade, dass er seitdem nicht mehr dabei ist.

    Aber die Frage der TAZ: Und was kommt eigentlich als Nächstes? Label für Propaganda und Verschwörungstheorien? finde ich grandios! Labels für Propaganda? Dann müsste heutzutage so gut wie jeder Artikel über z.B. die Ukrainekrise mit diesem Label versehen werden. Ich bin da sehr dafür. Viele Artikel müssten sowohl als Propaganda als auch als Verschwörungstheorie markeirt werden.

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